Dienstag, 23. Dezember 2014

prognose

und in diesem neuen
jahr und zeit
werden die fragen
nicht enden
und die antworten
zwischen lachen und weinen
du wirst
immer dort sein
 
 
Allen meinen Freunden und Lesern meines Blogs ein gesegnetes, friedliches Weihnachtsfest und möge das neue Jahr gut mit euch sein.
 
Christa

Dienstag, 16. Dezember 2014

leben im quadrat

großvater ist kerkermeister
versperrt türen und schweigt
ein leben lang
im klirren der schlüssel
trägt großmutter
die wassergefüllte gießkanne
zum friedhof
.

vater zeichnet bäume
nach der arbeit
[fichten und birken
die wurzeln kriechen unter die erde]
und raucht dabei nazionali*

.

mutter stellt den kochtopf
an den herdrand
und schürt papier
ins ofenloch
die fichtenspitzen biegen sich dabei
schwarzgekränkt im feuer

.

manchmal klettere ich auf bäume
bis zu den wolken
darauf schreibe ich geschichten
über leute
die unten vorbei gehen
manchmal bin ich auch ein mädchen



Anmerkung: *nazionali = alte, italienische Zigarettenmarke, filterlos (wird nicht mehr hergestellt)

Sonntag, 19. Oktober 2014

in einem anderen gedicht






in einem anderen gedicht
herrscht krieg
ein regensturm fegt
über die straße
und jonas fängt einen bunten Schmetterling



in einem anderen gedicht
verabredet sich das  laute mit dem leisen
hängen worte an kondensstreifen
am horizont
und keiner liest 



in einem gedicht
ist es möglich zu sterben
und zu leben
winke ich dir vom bahnsteig zu
ein ende ohne ende





 

Freitag, 17. Oktober 2014

Prämierung der Preisträger beim Hildesheimer Lyrikwettbewerb 2014


Das Bistum Hildesheim würdigte die Preisträger des Lyrikwettbewerbes 2014 welches unter dem Thema stand: was mir heilig ist.




Mein Gedicht:

schneeflocken segeln
über kahle felder
gedichte hocken
hinter dem warmen ofen
und stricken neue worte
pastellfarben

sprechen von den lauten
und leisen vokalen
der kurzatmigkeit der konsonanten
kichern verstohlen
hinter ihren garnen hervor
und legen ein scheit
ins feuer nach


Filmausschnitt: Laudatio und Übergabe der Urkunde:

Pressebericht:

Über 1200 Beiträge beim Hildesheimer Lyrikwettbewerb

Bistum Hildesheim und Hildesheimer Literaturbüro suchten Beiträge zum Thema „Was mir heilig ist“
In diesem Jahr kooperierte das Forum-Literaturbüro in Hildesheim bei seinem Lyrikwettbewerb eng mit dem Bistum Hildesheim – Anlass ist dessen 1200-jähriges Bestehen. In Anlehnung an das Motto des Jubiläums – „Ein Heiliges Experiment“ – wurde auch das Thema des alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerbs gewählt: „Was mir heilig ist“. Bischof Norbert Trelle sprach am Freitagabend das Grußwort bei der Bekanntgabe der Preisträger in der Hildesheimer Dombibliothek.

Die Preisträger des Hildesheimer Lyrikwettbewerbs 2014, mit Bischof Norbert Trelle (zweiter von rechts) und Jo Köhler (ganz rechts). © Gossmann/bph
„Wir haben uns für das Jubiläumsjahr vorgenommen zu experimentieren – Dinge auszuprobieren, die wir nicht alle Tage machen. Dass das Experiment des Lyrikpreises zustande gekommen ist und so interessante Ergebnisse hervorgebracht hat, dafür bin ich allen Beteiligten dankbar“, freute sich der Hildesheimer Bischof über die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Literaturbüro. Über 1200 lyrische Beiträge von deutschsprachigen Autoren aus aller Welt – Deutschland, Schweiz, Russland, Österreich, Frankreich, Italien, Norwegen, USA, Brasilien, Ungarn – sind eingegangen. Das Alter der Teilnehmer reicht von 6 bis 88 Jahren.
Die prominente siebenköpfige Fachjury, der die anspruchsvolle Aufgabe der Auswertung des Wettbewerbs zufiel, bestand aus Dr. Olaf Kutzmutz (Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel), Nora Steen (Pastorin Kloster Wülfinghausen), Nina Stoffers (Institut für Kulturpolitik Universität Hildesheim), Hartwig Kemmerer (ehemaliger Direktor der Volkshochschule Hildesheim), Michael Schönleber (Bischöfliches Gymnasium Josephinum), Christiane Becker (Autorin) und Jo Köhler (Dichter und Vorstand des Forum-Literaturbüro). Sie wählte elf Hauptpreisträger aus, darunter auch zwei aus Hildesheim: Angelica Seithe (69) aus Wettenberg, Ingeborg Brenne-Markner (64) aus Bonn, Lara Mensen (18) aus Gronau, Raphaela Gentemann (50) aus Hildesheim, Maja Loewe (36) aus Hannover, Anna Diouf (27) aus Hannover, Uwe Müller (57) aus Wallenhorst, Dagmar Scherf (72) aus Friedrichsdorf, Sabine Aussenac (53) aus der Gascogne (Frankreich), Christa Issinger (51) aus Natz-Schabs. Ein Sonderpreis geht an Marlene Wieland (81) aus Hildesheim.
„Die wesentlichen Dinge des Lebens sind unsagbar, die Poesie versucht sie auszudrücken“, formulierte es Jo Köhler, Vorstand des Literaturbüros. Er lobte die sehr angenehme und gute Zusammenarbeit mit Thomas Harling vom Projektbüro Bistumsjubiläum. In Anwesenheit aller Preisträger wurden die preisgekürten Gedichte vom Barriton des Theater für Niedersachsen (TfN) Hildesheim, Uwe Tobias Hieronimi, präsentiert und vorgetragen. Für Stimmung und musikalische Begleitung sorgte das Impro- und Klanginstallationsduo Christian Zatloukal und Claudia Sonntag.
Die Gedichte und alle Preisträger werden in einem Lyrikband veröffentlicht, welcher in einer Auflage von zehntausend Stück in den Bussen des Hildesheimer Stadtverkehrs und im gesamten Bistum und an zahlreichen Orten der Stadt Hildesheim verteilt werden. So werden die Gedichte im gesamten Bistum Hildesheim zu lesen sein und eine große regionale Aufmerksamkeit erzielen.
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Donnerstag, 28. August 2014

Dienstag, 24. Juni 2014

Emma schreibt

immer wenn emma
liebesbriefe schreibt
trägt sie
hochhackige lackschuhe
und strümpfe mit naht



schreibt
mein liebster
dann lahmen die gedanken
an der stuhllehne

sie streicht
den viel zu engen rock glatt
und das papier
kaut an nägeln und Kugelschreiber



datum
in liebe deine E.

.

auf dem schreibtisch
stapelt sich
die liebe
haufenweise

Mittwoch, 28. Mai 2014

mein vater ist könig

 
 
vater fuhr übers meer
kofferbeladen
ließ er mich
und den tabakgeruch
im schrank zurück
 



er trinkt cola mit indianern
sagt mutter
und schrubbt die böden
im nachbarshaus

vater ist könig von amerika
regiert und schickt mir
viele ansichtskarten

an weihnachten oder
vielleicht im neuen jahr

Donnerstag, 1. Mai 2014

talauswärts (gewidmet Monika Kafka)

im schleierlicht scheinen
weichgekämmt
die konturen
als gäbe es
ein festhalten

haftet dort
geruch von zeitlosigkeit
du
wie du abbiegst
einmal noch

und worte aus farnen
in den fluss wirfst
zur Erinnerung



 

Liebste MO,    

Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast. Dein Tod macht mich sehr traurig. In deinen Gedichten wirst du weiterleben.
Christa

Freitag, 18. April 2014

unveröffentlichtes

ein gedicht
das nicht erwachsen wird
kann  nicht alleine
in die welt ziehen
unausgesprochen fällt es
zurück ins herz

Auferstehung die II

(Skulptur von Michael Hermann)
 
in einem anderen leben
bin ich soldat
oder schriftsteller


meine romane schreibt
herr schmitt von nebenan


einen tod sterben
oder viele
meine jahre sind taub

auch der spiegel erkennt
mich nicht


morgen bin ich neu
geboren
talentiert und schön

hier geht es zu seinem Künstlerprofil: http://www.leerraeume.de/kuenstlerprofil.php?kuenstler=Michael%20Hermann

Sonntag, 6. April 2014

Fragment II

zwischen den tragflächen
des tages
halbherzig die augen
blicke grau
emailliert wie steine
festgenäht
in der erde

beben wimpernschläge
an felsen
und hundert jahre
ziehen vorüber

Donnerstag, 13. März 2014

Lyrischer Dialog


Bild des Künstlers Michael Hermann
veröffentlicht auf www.leerraeume.de

"Begegnungen", Acryl auf Leinwand, 100x100 cm, Detail



manchmal lädt mich
die poesie
auf ein wort ein*

handgefertigt
sagt sie
die buchstaben
vom gourmetgeschäft gegenüber

wir trinken ein versmaß
aus kristallgläsern
und prosten uns zu

ein wort ist genug
sagt sie
es trägt das gewicht
des lebens

auf dem heimweg
stolpern wir
über ganze sätze


(c) Christa Issinger, März 2014

*Diese Aussage stammt vom Autor Werner Weimar-Mazur (Waldkirch) in einem Gespräch.

Samstag, 15. Februar 2014

Stadtgespräch

der city-bus mit den alten
die täglich drin sitzen
um die zeit tot zu fahren
bis sie es selbst sind
und der hund vor dem geschäft
sieht mich an
als wären wir bekannte
ich mag keine hunde

und warte auf magda

die alten winken aus dem gefährt

nicht mehr lang



Dieses Gedicht ist in der Anthologie "bunt ist das leben und seltsam" veröffentlicht.

Freitag, 7. Februar 2014



 
Zähmung

über nacht fiel stille
über mich her
ich stellte für sie blumen
ans fenster
und bot ihr brotkrümel an
gegen den hunger
malte die lippen rot
auf ein wort

manchmal ertappe ich mich dabei
wie ich ihr zuzwinkere
als wären wir freunde
in einer fremden zeit

Donnerstag, 30. Januar 2014

1970

in den kartoffelfeldern
knieend
und in der kirche
das leben so hart
wie das brot
in wortkarger luft
hängen traditionen am fahnenmast
und die angst vor dem tod
 

Samstag, 11. Januar 2014

unten / oben

unten sagten sie
hinge ein dolce far niente
vor den fensterläden
eine jasmin getränkte süße
und in den muscheln
höre man das meer rauschen
unten wo
der mann mit dem ape
gelati
verkauft

und hier oben
noch nicht angekommen ist

Samstag, 4. Januar 2014

stillleben

mein leben passt in eine hutschachtel einzelne silben nur die wichtig sind du bist es im augenblick der umarmung nichts nehme ich vom...