Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weinlese

Immer wieder
bricht der schatten
von der liebe
ein leben oder zwei
hatten wir gestern
und einen ausblick
auf ein land
in dem trauben wuchsen
in der erinnerung
manchmal stehe ich noch da
und trage das kleid
mit dem blumenmuster
und die last der letzten mahd

Dienstag, 25. Dezember 2012

das spiel der stille

das spiel der stille
 





die kinder der stille
spielen mit bonsai-worten
auf dem asphalt
und wirbeln
keinen staub auf
wenn eines zu boden fällt

Samstag, 10. November 2012

Senkrecht sieben

Regen fällt
in mein gesicht
schritte immer weiter
und weiter
als ob nichts wäre
ich trage seidenstrümpfe
und glück

Dienstag, 23. Oktober 2012

Wande(l)rung

träume begräbt man
und menschen
wenn sie tot sind
manchmal bleibt ein bild
an der wand oder im herzen

liebe stirbt nicht
sie zieht nur weiter

Donnerstag, 27. September 2012

Unter freiem Himmel

Reimlos
ins Leben fallen
Stolpersteine wohin
das Auge reicht
kein Gottes bevorzugtes Kind
am Rande
schwarzgeschäfert und verbittert
doch



es sind die Füße
nicht die Steine

Freitag, 31. August 2012

Verlorene Worte

Bei Tagesanbruch
kehrten wir zu den Worten zurück
dorthin
wo sie verloren gingen
jemand muss sie
mitgenommen haben

morgen werden andere
unser Worte sprechen

Donnerstag, 9. August 2012

Segeltörn

irgendwann
weißt du
werde ich
aus meinen Träumen
ein Segel weben

draußen im offenen Meer
die Erinnerungen
zwischen den Wind spannen
und dann
freie Fahrt ins Leben

Mittwoch, 25. Juli 2012

kinderspiel

dann falte ich
was übrig bleibt
[es bleibt immer etwas übrig]
zu papierfliegern
schließe die augen
und bin nicht mehr da

ein kinderspiel



[ich habe immer mit den augen geblinzelt]

südwind bringt regen
sagte mutter
sie hatte recht

Freitag, 29. Juni 2012

Bis dass der Tod


Als Luca noch da war, kämmte ich das Meer aus meinen Träumen. Es gab kein Wir und es gab kein Ich, kein Heute und keine Vergangenheit.  Im Nachhinein sage ich, ich hätte ahnen sollen wie er mir zwischen den Worten entwich.

Und in den Träumen wiederkehrte, so stürmisch und sanft, wie Gras, das sich im Winde biegt.
Mein Leben wäre ein anderes.

Ich webte Seidenglanz, während ich auf ihn wartete und alt wurde.

Sterbensalt.

An ein Leben danach glaube ich nicht.

Freitag, 22. Juni 2012

Die Wortesammlerin

Täglich denke ich mir
ein neues Wort aus
gegen die Traurigkeit

vielleicht
wenn ich unglücklich wäre
oder azur wie deine Augen
das Meer und den Himmel

nicht Tod oder Freiheit
zu schwer wären sie
durch den Tag zu tragen
auch Liebe nicht

Mittwoch, 13. Juni 2012

im lindenbaum blüht kein wort

wir werden keines finden

das uns trägt

nicht ein einziges



[irgendwann zwischen spätsommer und herbst
vertauschten wir die blicke]


es stirbt sich so leicht

auf dem nachhauseweg

ich drehe mich um

             dich

hätte ich nicht lieben sollen

Samstag, 2. Juni 2012

Wenn schon

Aus der Schublade holt Luca längst vergessene Worte. Manche schmerzen noch immer beim Anblick. Er breitet sie auf dem Tisch aus, legt Messer und Gabel daneben und zerteilt sie minuitös. Ich kaue darauf herum und schlucke sie.

Verrate mich nicht, sage ich. Draußen ist das Leben ein anderes. Da trage ich Lidschatten und Lippenstift. Ich ziehe meine Seele aus. Und lege sie in die Schublade.

Wenn schon, sage ich.

(aus: Mein Freund Luca)

Dienstag, 29. Mai 2012

the silence between

die tage stehen auf rot
ein warten im atem
verbrauchter gedanken windstill
bricht keine neue zeit
in die flut des lebens

/vogelgezwitscher im ahornbaum
du altes lied/

Mittwoch, 16. Mai 2012

Farblos

Erstaunlich
wie unscheinbar
ein Mensch wirkt
wenn man ihn
nicht mehr
durch das Auge
der Liebe betrachtet

Sonntag, 6. Mai 2012

Der unverschickte Brief

Ich deponiere Sehnsucht
auf das Blatt
leg ein Lächeln zwischen die Zeilen
und Lüsternheit
in jedes Wort

ich stecke meine Absichten
ins Kuvert
und kleb' ihn zu
mit Liebe

den Brief - den ich nie verschicke

Montag, 30. April 2012

Die Farbe der Seele


Mein Freund Luca kennt die Farbe der Seele. Worauf es im Leben ankommt, sagt er, sei zu leben. Dann malt er Formen aufs Papier. Runde für das Leben und eckige für den Tod.
Die Zukunft hat auf seinem Papier nicht Platz. Die liegt am Meer. Er blickt aus dem Fenster. Zum nächsten Häuserblock. Ohne ihn wahrzunehmen.

Am Meer, sagt Luca, werde ich mit dir leben.
Vielleicht.

(aus: "Mein Freund Luca")

Mittwoch, 25. April 2012

Ge[h]wichtig

jedes einzelne wort
wiegt
den schmerz

blei
auf den lippen
kein kuss

ich werde vielleicht weinen
morgen

Mittwoch, 11. April 2012

Ein bisschen Magie

Mit meinem Zauberstab
habe ich dich
in meine Welt beschworen
und ich werde
den Bann nicht lösen
solange wir
bei jeder Berührung lächeln

Dienstag, 3. April 2012

gebor[g]en

dann schlug das Herz
270 Tage
in mir
du Mensch
ein Werden
noch kein Sein
in meinem Bauch
Fußtritte
keine Schritte
noch nicht




durch das Blut
fließt Liebe
du und ich
unzertrennbar
noch



und fremd
jetzt wo du selber läufst
deinen Weg
kompromisslos
darf ich dich nicht halten

Freitag, 30. März 2012

Rückblick

Möglich
dass ich einsam war
in diesem Jahr
und in den Jahren davor
man liebt nicht umsonst
sage ich

der Schnee taut
Wassertropfen ins Haar
du kannst das
nicht wissen

Samstag, 24. März 2012

Metamorphose

ein Fallwind durch die Herzkammer
und Emails durch den PC
angeregt / widersprochen
Pulsschläge statt Satzzeichen
wie fremd du geworden bist
.
heute
flüstere ich
so als ob die Stimme brechen würde
wenn dein Name fällt

Mittwoch, 21. März 2012

Als ob du wüsstest

Als ob du wüsstest
wo mein Mut ankert
oder die Angst mich frisst
wohin meine Träume ziehen
oder Grenzen mich lähmen

wertest du
nach deinen Maßstäben
meine Gedanken

Freitag, 16. März 2012

Vergänglichkeit

Jeder ultimative Rausch
endet irgendwann
alles Neue
verblüht mit der Zeit

aber warum
sollte ich mich nicht
in die Sonne setzen
nur weil ich weiß
dass sie am Abend
untergeht

Mittwoch, 14. März 2012

Sprachlos

Zwischen den Trümmern
die sich angesammelt haben
ein Wort finden
das die Einsamkeit zerreißt
einen Namen vielleicht
ein Gedicht

Sonntag, 11. März 2012

Augen-Blick

wenn ein Blick
den anderen berührt
zwei Wimpernschläge lang

eintauchen
in eine Möglichkeit
als lese man einen Vers
im Buch der Gedichte

Freitag, 9. März 2012

Verlorene Worte

Bei Tagesanbruch
kehrte ich
zu den Worten zurück
dorthin
wo sie verloren gingen
jemand muss sie
mitgenommen haben

morgen wird
ein anderer
deine Worte sprechen

Donnerstag, 8. März 2012

Wie auch immer

Wenn du
gerade in die Zeit
des anderen passt
kann so etwas
wie Liebe geschehen

in einer anderen Zeit
schreibst du vielleicht
ein Buch
oder Geschichte

 

Zeitraffer

Schnee von gestern
in den Schuhen
tausend Schritte vorwärts
und wieder zurück
zertretene Sätze
hungern
in einer Handvoll Liebe

wie immer
fällt ein Kuss
auf Pflastersteine

die Zeit bleibt nicht stehen
nicht deshalb

DESHALB schon gar nicht

Mittwoch, 7. März 2012

Prioritäten

und wieder habe ich
kein Geld in meiner Tasche
wenn der Kuckuck ruft
nur das Gedicht
über den Schnee
auf einen Kassenzettel gekritzelt

es gab tage