Ich wünsche allen Besuchern meiner Seite ein gutes, erfolgreiches neues Jahr.

hauptsache zärtlich

wie ein wasserfall
plätschern seine worte
das wesentliche ist im innern
da kann man nichts machen
sagt Luca

wir gehen harten zeiten entgegen
krisen und kriegen
und der himmel ist wolkenlos
nur ein paar kondensstreifen
am himmel
man sollte dort
seine träume aufhängen dürfen

ich hänge an seinen lippen
massiere ihm den nacken
niemand riecht so gut wie Luca
und was er sagt
ist gar nicht wichtig

arten der liebe

die vielfalt ihres schweigens
ihre umarmungen ein trost
den blick meistens gesenkt
schüchtern fast

hält sie dich
wenn alles andere
ins schattenfeld gerückt
deine hand in meinem haar
die stille auf unserer haut

an den haltestellen
des lebens trifft sie
mich & dich

wie ein mantra

feinmaschig umgarnen
deine winterworte eine
milde wärme

wir sprechen von der zeit
als die geschichte noch
keinen einblick
in unsere sprache hatte

und fädeln sehnsüchte auf
ich stricke dir eine neue liebe
sage ich
du trägst sie als zweite haut

dann schäle ich
die vergangenheit aus den augen
gestern ist vorbei
gestern ist für immer vorbei

umarmung

frost atmet die morgenluft
nasses laub
auf dem gehsteig
ich stelle den wecker
auf überleben
wenn du nicht
bei mir bist

umarme mich
richtig fest
bevor der sommer kommt
umarme mich
weil sonst in mir
der winter bleibt

zugestellt

ein paket voll schnee
erinnert dich
an meine einsamkeit
siehe
im wasser sind
noch die abdrücke
meiner küsse

fahrplanmäßig

 

wenn ich mich

mit dir verabrede

 

ist mein

herz rhythmus gestört

es sammelt sich

gebündelte freude

im blutkreislauf

und im kopf

gibt es nur

ein einziges wort

 

warte auf mich

an der kusshaltestelle

zeit.Los

die tage haben keine wahl
heute sprechen wir verse
gegen die einsamkeit
morgen wird alles anders
sagen wir
morgen ist wieder heute

gestern bauten wir uns ein haus
und brücken zu anderen ufern
wir tauschten blicke
und ringe
für eine bessere zukunft
immer nähen wir
stücke aus glück in den alltag
um nicht zu verzweifeln

liebesgedicht nr. 1

an diesen
barfüßigen tagen
zwischen montag und
dem horizont unserer sehnsucht
hast du mir das schweigen
auf die haut tätowiert
gast bin ich nur
in deinem leben
und du derjenige
der mir den schatten
von der liebe zog

 

💓

am anfang war das wort

nein
ich denke nicht
dass gott gedichte liest
ob er überhaupt
was von lyrik versteht
ist mir fremd
nur dass er worte liebt
seit anbeginn der zeit

den fallenden worten ein fangnetz legen

wir verschwiegen
das wesentliche und haben
zwischen den zeilen gelesen
das gesprochene
war den atem nicht wert

nun bücke ich mich
wie zu einem kind
sammle die unschuld
aus den buchstaben
kein a für ein o
und punkt

wenn ich sterbe

werde ich
nicht mehr online sein
die wäsche bleibt in der maschine
das telefon unbeantwortet
emails werden nicht geöffnet
auch nicht die haustür
das gedicht bleibt ohne ende
die stromrechnung unbezahlt

es werden
trauersprüche geschrieben
geschichten erzählt
wahre und erfundene
und es wird ein julitag sein
ein freitag vielleicht
und die sonne wird scheinen

regungslos

gewebte spinnennetze
schützen
das gebrochene herz

einmal kurz durchlüften
und ausfegen
den staub der erinnerungen

die schmetterlinge
im bauch
in freiheit entlassen

heute weiß ich
man überlebt nicht alles
was man überlebt

auf dem regenbogen

irgendwann möchte ich wieder
liebesgedichte schreiben können
wenn alles vorbei ist
die scham überwunden
die angst verkrochen
wenn jemand da ist
den man lieben kann

brennendes haus

brandnester auf dem boden
in den schränken
auf der haut
ich laufe

aus dem flammenmeer
es brennt das bett
der boden
meine liebe

mit der wärmebildkamera
das herz sichtbar machen
erloschen längst
im rausch
einer eifersucht

cafèhaus gedanken

natürlich wäre es gut
den blick für das wesentliche
nicht zu verlieren
ich bestelle einen lattemacchiato
einen schokogipfel
und eine umarmung

gestern bist du
aus meinem leben gegangen
[tags zuvor sprachst du noch
von gemeinsamkeiten]

am nebentisch lächelt
mir jemand zu
als ob er
meine gedanken lesen könnte
mich fröstelt die vorstellung
an die nächte ohne dich

heiß ist der kaffee
und süß
ich denke
das ist ein zeichen

unsere küsse schmecken nach meer

wir standen am offenen kofferraum
des autos
schweißverklebte leidenschaft
nach dem jogginglauf
lass dich küssen sagtest du
es war september
deine ferse schmerzte
mund auf meinem gesicht
worte unter der haut
hände umschlungen
eine unmögliche geschichte
wir hatten noch keine
vielleicht werden wir niemals
was wir sind

ich hatte eine pizza bestellt

und ein bisschen glück
das bier gekühlt
und die worte

ich schreibe es jetzt
weil ich mich später
nicht mehr erinnern werde
ob du

deine liebe in meine legtest
die töne meiner sehnsucht
neu gestimmt hast
ob ich einfach ging
ohne zu weinen

nebelhorizont

an ungeraden tagen
trage ich
mein blaues federkleid
wenn die fernsicht
in nebelfelder taucht
dann
bin ich vogel
frei
und leicht

atme tauworte ein
und aus
falle nicht
ins ungewisse

müllers tochter

an der haltestelle
deiner liebe
bin ich ausgestiegen

ich finde wege
ins unglück
auch ohne beschilderung

so spreche ich
gebrochenes schweigen
mir in den kopf

offene gedanken
gebündelt zu stroh
dass gold daraus werde

bettgeflüster

 

farbenspiele

in der zwischenzeit
stricke ich einen schal
masche für masche
gelb ist die farbe des lichtes
auch mein name ist gelb
sage ich

mutter kennt keine farben
die tage sind grau
sagt sie
und wischt den staub
von den regalen

das leben ist langsam
bis man achtzig ist
oder mehr
und meine augen
blinzeln in die sonne

Für N.

sag der nacht
dass ich
ihre blindheit liebe
das tasten
nach haut
deine stimme
bleicht sich
wir atmen
neue gedanken

träume fallen
auf das kissen
du liegst neben
meinen sinnen
und ich fürchte
mich nicht

 

Hildesheimer Literatur-Wettbewerb 2022
Die Preisträger sind gefunden
Von 758 eingesendeten Beiträgen haben es 25 ins Finale geschafft.

Die Jury aus acht fachkundigen Lesern (Dirk Woltmann, Pastor der Michaeliskirche, Dr. Monika Suchan, Direktorin der Dombibliothek, Dr. Wiebke von Bernstorff, Dozentin an der Universität Hildesheim, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Rachel Bleiber, Kulturvermittlerin, Lucie Kling, Lektorin und Dramaturgin, Anna Volmering, Studierende Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus, Dr. Thomas Muntschik, Redakteur und Mitbegründer von Radio Tonkuhle, Jo Köhler, Hildesheimer Dichter und Kulturinitiator) hat daraus nun in vier Kategorien fünf Preisträger*innen gekürt.

„In der Jury war das Prinzip der Komplementarität, der ganz verschiedenen Lesarten besonders wichtig!“ sagt der Juryvorsitzende Jo Köhler vom Forum-Literaturbüro e.V., der als Träger der freien Literaturarbeit den Wettbewerb im Kontext der Literatur-Apotheke durchführt.

Die beiden Hauptpreise in der Kategorie Lyrik gehen an
Philipp Létranger, München, für das Gedicht „Brache“
Sigune Schnabel, Düsseldorf, für das Gedicht „Dialog“

Der Hauptpreis Prosa geht an
Sarah Roguschke, Datteln in Westfalen, für
„Das Gegenteil von Verschwinden“

Der Hauptpreis International geht an
Christa Issinger, Italien, für das Gedicht „Erbarmen“

Der Hauptpreis Junge Literatur geht an
Alexandra Huth, Leipzig, für das Gedicht „Stadtfrühling“

Publikumspreis geht an
Andreas Lukas, Wiesbaden, für den Beitrag
„Orange am Himmel“

Alle Beiträge sind in der Literatur-Apotheke auf der Wettbewerbsseite
www.literatur-apotheke.de
einsehbar.

Der Festakt
für die Preisträger*innen findet am Freitag, den 07.10.2022 Beginn um 19 Uhr
in der Dombibliothek in Hildesheim statt.

anstrich

schon seltsam

wie mein leben

immer wieder

die sehnucht

von der herzwand kratzt

wohl wissend

dass diese farbe

keinen löschfaktor hat

(2018)

im off

wir haben häuser gebaut
und straßen
die dorthin führen
oder davon weg
ich trage kaltes heimweh
in den schuhen

in der fensterscheibe
spiegelt sich der mond
und die nacht heilt
die gedanken an dich

du warst mein freund

im schutzraum meines herzens
sprichst du keine fremde sprache
ich halte deine hand
als wäre sie mein zuhause

leeres haus

gestern habe ich
das haus leergefegt
die fensterscheiben zerbrochen
den hausrat auf den müll geworfen
die vorhänge verbrannt
teppiche eingerollt
graue schattenränder der bilder
sind der beweis
dass hier jemand wohnte
ich habe das licht gelöscht
und den traum den ich hatte
ein eigenheim
und ein paar kinder
die durch den flur laufen
und nachbarn
die am gartenzaun stehen
und fragen wie es geht
so bin ich gegangen
und niemand blickte mir nach