Dienstag, 7. April 2015

Eine unbequeme Klarheit

VERÖFFENTLICHUNG AUSGABE Nr. 24 - MÄRZ 2015


„WORTSCHAU Nr. 24, Titel“


Liebster,
Nun kratze ich die restlichen Silben von meiner Haut. Bis sie ganz rot ist. Ich lege die Ironie deiner Worte in die Schale meiner Erinnerungen. Nichts will ich vergessen, nicht den Tag und nicht die Würde, die ich hatte.
Du nimmst mein Herz in deine Hand und zerdrückst das Pochen bis ich sterbe. Und ich sterbe so still und leise, wie ich dich liebe. Wirst du darüber ein Gedicht schreiben, fragst du. Dann lache ich. Weil ich nicht weinen kann.
Ich habe ein gutes Leben, dort, wo es dich nicht gibt. Du solltest mal auf Besuch kommen und es dir ansehen. Auf dem Balkon blühen rote Geranien und auf dem Fensterbrett steht ein Topf mit Weihrauch.
Auf Nachbars-Dach singt morgens eine Amsel. Seit Jahren schon. Ihr Gesang klingt je nach Wetter traurig oder schön.[/i]
Irgendwann bin ich dir verloren gegangen, Liebster. Du hättest mir das früher sagen sollen. Dann hätte ich geweint. Und ein Gedicht geschrieben

6 Kommentare:

an seidenen fäden

den tag hänge ich auf die leine zum lüften atme die gedanken aus die dunkelgrünen worte aus dem lauten mund kippe ich auf den asphalt ...