Mittwoch, 22. April 2015

Neulich abend

sagte mein achtzehnjähriger sohn
ich solle doch
gedichte mit aktuellen themen schreiben
nicht über liebe
und diesen ganzen kinderkram

vielleicht über die situation in griechenland
oder die bootsflüchtlinge vor lampedusa
über jugendarbeitslosigkeit
und die terroranschläge
die den menschen angst machen

das - sagt mein sohn
interessiere die menschen
nicht ein gedicht
in dem gefühle gestrickt oder gehäkelt
nein – sagt er – das nicht

und ich sage
sohn
mit gedichten ist noch nie
ein krieg gewonnen worden
sie stillen keinen hunger
und retten keine menschen vor dem tod
egal wie gut ein gedicht ist
es wird wie die bootsflüchtlige untergehen

nicht aber das eine
und ich schaue ihn an
wie groß er geworden ist
er tippt irgendwas in sein handy
und zwinkert mir zu

darüber denke ich

3 Kommentare:

  1. die Kinder wachsen zu sehen
    äußerlich und innerlich
    ist eines der wunderbarsten Dinge
    auf dieser Welt

    Herzlich
    Jorge D.R.

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  2. Einst meinte mein Vater eben dies zu mir: Schreib doch mal politische Lyrik, nicht nur über Natur.

    Es ist ein gutes Text, Christa, auch wenn der Vergleich eines untergehenden Gedichtes mit den ertrinkenden Flüchtlingen weh tut.

    Doch dein Sohn darf erfahren: Die Menschen lesen nicht nur Liebesgedichte, sie verfassen sie immer wieder neu. Auch in seiner Generation! :-)

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  3. Kinder sind einfach etwas ganz wunderbares!!!

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den tag hänge ich auf die leine zum lüften atme die gedanken aus die dunkelgrünen worte aus dem lauten mund kippe ich auf den asphalt ...